Nächste Stufe: Passiv- und Null-Heizenergiehäuser

Was kann man noch tun, wenn das Haus schon optimal gedämmt ist? Bei Passivhäusern liegt der U-Wert der Wände bei etwa 0,1. Der U-Wert der Fenster liegt bei ca. 0,7 (diese Werte erreicht man durch Dreifach-Verglasung in Verbindung mit einem guten Abstandhalter zwischen den Scheiben, sowie einem optimalen Einbau, bei dem ein Teil der Fensterrahmen von außen überdämmt ist). Die Dämmung weiter zu steigern bringt hier kaum noch Energie-Ersparnisse und erhöht unnötig die Baukosten. Es sind also andere Maßnahmen nötig:

Lüftungs-Anlage:
Um die Dämmwirkung nicht durch unkontrollierte Luftströme wieder zunichte zu machen, sorgt man für eine luftdichte Gebäude-Innenhülle. Als Ausgleich wird in solchen Häusern ein Lüftungs-System mit Wärme-Rückgewinnung eingebaut: Dieses saugt rund um die Uhr kalte Frischluft von außen an. Ein Wärme- tauscher entzieht der Abluft ihre Wärme und heizt damit die Kaltluft auf.

Dies spart 10% Energie, die sonst durch Lüftungsverluste verloren gehen. Es entsteht eine sehr komfortable Raumatmosphäre (man hat beispielsweise morgens keinen „Schlafmief“). Natürlich kann man trotzdem die Fenster öffnen. „Erdkollektoren“ können die Lüftungsanlage noch unterstützen. Dies sind in der Baugrube verlegte Rohre, durch die die Frischluft angesaugt wird. Die selbst im Winter noch verfügbare Erdwärme sorgt safür, daß die Luft selbst bei Minus-Graden nie unter 0 Grad am Wärmetauscher ankommt. Pro Einfamilienhaus benötigt man als Erdkollektor ein ca. 25m langes Rohr. Dies ist eine äußerst preisgünstge Art der Energiegewinnung. Beim Passivhaus-Institut gibt es hierzu das Berechnungstool ‚PHLuft‘ zum kostenlosen Download:

http://www.passiv.de/00_die/Software/Software.htm

Hiermit können Sie den Energiegewinn in Kilowattstunden/Jahr ausrechnen.

Solare Gewinne:
Der Name „Passivhaus“ besagt, daß das Haus nicht mehr aktiv geheizt, sondern passiv durch Sonneneinstrahlung erwärmt wird. Im Jahresdurchschnitt strahlt die Sonne über Deutschland pro Quadratmeter ca. 22kWh pro Tag an Energie ein. Davon gilt es möglichst viel zu nutzen.

Durch geschickte Ausrichtung großer Fensterflächen (ca. 30% mehr als bei herkömmlichen Häusern) kann der Energieverbrauch beim Passivhaus um die Hälfte gesenkt werden. Daumenregel: kleine Fenster im Norden, große im Süden. Für den Sommer muß dann eine außenliegende Abschattung z.B. durch Rolladen / Jalousien angebracht werden.

Die Mehrkosten beim Bau eines Passivhauses liegen bei ca. 10%.

Wärmebrücken:
Unterbrechungen in der Isolierung führen zu Wärmeverlusten. Dies gilt auch für leitende Materialien, die die Dämmung durchqueren, wie z.B. Beton-Balkone als Verlängerung der Zwischendecke oder Streifenfundamente ohne Dämmung.
Um sicherzugehen, kann man für ca. 300 EUR eine Thermographie, d.h. eine Wärmebild-Aufnahme, des Hauses machen lassen. Dadurch werden solche Mängel sichtbar. In Häusern ohne Lüftungssystem kann sich in der Nähe der Wärmebrücken Schimmel bilden.

Die mittlerweile recht häufig vorkommden Passiv-Häuser werden an Energie-Ersparnis nur noch durch Null-Heizenergiehäuser unterboten. Hier gibt es verschiedene (High-Tech-)Möglichkeiten:

  • großflächiger Einsatz von Solarkollektoren
  • Superdämmung durch Vakuum-Dämmstoffe
  • Langzeit-Speicherung von sommerlicher Wärme in Glasschaum-Tanks

Man beachte, daß bei einem Passivhaus ca. die Hälte des noch verbleibenden Energiebedarfs durch Bereitstellung von Heißwasser zum Duschen und Baden benötigt wird. Hier kann man zur Unterstützung relativ kostengünstig ein paar Quadratmeter Solarkollektoren aufs Dach montieren lassen, die in unseren Breiten zu einer Deckung des Heißwasserbedarf von ca. 70% führen können.

Luftdichtigkeit hat nichts mit dem „guten Raumklima“ zu tun. Dieses entsteht durch Oberflächen, die Feuchtigkeits-Durchlässig sind (diffusionsoffen). Eine Kunststofffolie ist z.B. luftdicht, aber diffusionsoffen für Wasserdampf. Luftdichtigkeit erreicht man durch luftdichte Dampfbremsen im Dach, sorgfältiges Verputzen/ Abdichten des Mauerwerks und Fußbodens. Hinzu kommt eine entsprechende Auslegung von Steckdosen und Wanddurchdringungen von Leitungen, etc.